Lesung
„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ (1. Mose 12,2)
Andacht
Gustav Benz erzählte von einer Schulklasse, die vor der Schulentlassung stand. Der Lehrer fragte jeden Schüler, was er werden wolle. Sie berichteten fröhlich von dem Beruf, den sie gewählt hatten, von dem Meister, bei dem sie in die Lehre gehen würden, und von dem, was sie da alles lernen wollten. Einer der Schüler gab nicht gleich eine Antwort. Auf mehrmaliges Fragen sagte er: "Ich will ein Segen werden!" Da lachten ihn die anderen Jungen schallend aus. Der arme Junge wurde blutrot - doch der Lehrer sprach, indem er ihm über den Scheitel strich: "Du hast die allerschönste Antwort gegeben!"
Diese einfache Erzählung berührt den Kern unseres Lebens. Wie oft sind wir zu sehr auf äußere Erfolge und materielle Errungenschaften fokussiert, dass wir den Blick für das Wesentliche im Leben verlieren. Der Junge in der Geschichte hat verstanden, dass der höchste Beruf, die höchste Berufung, nicht darin besteht, Reichtum, Macht oder Ruhm zu erlangen, sondern, Gottes Segensbote, sein Licht zu sein in einer dunklen Welt (Johannes 8,12). Ein Segen für andere zu werden, bedeutet, sich von Gott in Dienst nehmen zu lassen, um das Leben von Menschen positiv zu beeinflussen. Das beginnt oft im Kleinen: durch ein Wort der Ermutigung, eine helfende Hand oder ein offenes Ohr. Es bedeutet aber auch, zu vergeben, wo jemand an uns schuldig geworden ist, mehr noch unseren Mitmenschen von Jesus Christus zu erzählen, wie der Sohn Gottes die Gemeinschaft mit seinem Vater im Himmel verließ und auf diese Erde kam, um sein Leben am Kreuz für uns hinzugeben, damit Menschen aus ihrer Verlorenheit gerettet und in die Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer zurückkommen können. Andere zu segnen, bedeutet, sich von Gottes Geist in Bewegung setzen zu lassen, die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen einzusetzen, um anderen Gutes zu tun. In einer Welt, die zunehmend von Egoismus und Konkurrenz geprägt ist, ist es bedeutungsvoller denn je, sich auf das zu besinnen, was im Leben wirklich zählt: die Liebe zu Gott und den Mitmenschen (Matthäus 22,37-40). Der Lehrer in der Geschichte erkannte die tiefe Bedeutung der Antwort seines Schülers. Während alle anderen Berufe vielleicht besondere Fähigkeiten oder renommierte Ausbildungsstätten erforderten, ging es beim Segen-Sein um die innere Haltung des Menschen, um geistliche Werte, wie Charakter, Liebe und Demut (Galater 5,22-26). Das sind die Qualitäten, die wirklich zählen und ein Leben bedeutungsvoll machen. In Gottes Augen war die Antwort des Jungen die allerschönste. Lassen Sie uns diese Haltung in unserem Alltag kultivieren! Lassen wir uns inspirieren, diesen „höchsten Beruf“ zu ergreifen! Lassen wir uns von der Liebe Gottes leiten und versuchen wir, jeden Tag ein Segen für andere zu sein, überall dort, wohin sein Geist uns führt. Am Ende, wenn wir einmal vor Gott stehen werden, um uns zu verantworten, zählt nicht, was wir besitzen, sondern was wir aus Liebe gegeben haben (Apostelgeschichte 20,35).
Gebet
Guter Gott, du hast uns berufen, ein Segen für andere zu sein. Erfülle mein Herz mit deiner Liebe und mache es weit für meine Mitmenschen. Dass ich ein Wort der Ermutigung spreche, wo Mutlosigkeit herrscht. Dass ich eine helfende Hand reiche, wo sie gebraucht wird, und ein offenes Ohr habe für die Nöte der Menschen. Dass ich ihnen den Weg zum Leben zeige. Mache mich zum Werkzeug deines Friedens, damit ich deinen Segen in diese Welt trage, in jedem Wort und in jeder Tat. Amen.