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Etwas Abstand - Andacht für den Tag WZ 27.06.2025

 Abstand gewinnen

Lesung

„Kommt, geht an einen einsamen Ort, wo ihr allein seid und wo ihr euch ein wenig ausruhen könnt.“ Denn es war ein ständiges Kommen und Gehen, sodass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. (Markus 6,31)

Andacht

Ab in den Urlaub! Ein Mann packt vier große Koffer, drei kleine Kinder, zwei lebhafte Hunde, eine kritische Schwiegermutter und seine abgehetzte Frau ins Auto, gibt seinem Nachbarn die Hausschlüssel und sagt: „Ich brauche mal von allem ein bisschen Abstand!” 

Wir brauchen etwas Abstand und stürzen uns dennoch mitten ins Getümmel. Wir fahren in den Urlaub und stehen unter Entfernungs- und Erlebnisdruck. Diese kleine Szene, so überzeichnet sie auch sein mag, birgt eine tiefe Wahrheit. Vielleicht kennen Sie auch das Gefühl, wenn Ihnen alles zu viel wird und es Ihnen vorkommt, von den tagtäglichen Anforderungen schier erdrückt zu werden. Der Alltag zerrt an Ihnen, und Sie versuchen, Schritt zu halten. Familie, Arbeit, Verpflichtungen – ein ständiger Strudel, der uns mitreißt und kaum Zeit zum Luftholen lässt. Wir sehnen uns nach Abstand, nach einer Pause von der Betriebsamkeit. Doch was tun wir? Wir stürzen uns mitten ins nächste Getümmel: den Urlaub. Ist das wirklich der ersehnte Abstand? Wie oft verwandelt sich die vermeintliche Erholung in einen neuen Stressfaktor: die nervige Anreise, überfüllte Urlaubsorte, ein straffes Besichtigungsprogramm – der „Erlebnisdruck“ ersetzt die alltägliche Anspannung. Echte Entspannung, die uns neue Kraft schöpfen lässt, bleibt dabei oft auf der Strecke. Anspannung und Entspannung, Herausforderung und Beruhigung, Nähe und Distanz sollten in unserem Leben ausgewogen sein. Doch wie gelingt das? Wie treten wir aus der Alltagsmühle heraus, ohne gleich in die nächste Hetze zu verfallen? Wahre Entspannung und Abstand bedeuten nicht, nur die Umgebung zu wechseln. Es geht vielmehr darum, zur Ruhe zu kommen. Dazu ist nicht immer die große Reise vonnöten. Kleine Inseln der Stille mitten im Alltag sind es. Doch Abstand zu gewinnen, ist nicht immer einfach. Wie können wir es schaffen, inmitten unseres alltäglichen Lebens einen Schritt zurückzutreten? Indem wir bewusst Pausen einplanen. Das kann konkret bedeuten, das Handy zur Seite zu legen und einige Minuten bewusst innezuhalten, ein gutes Buch zur Hand zu nehmen, einem Musikstück zu lauschen oder in Gottes herrlicher Schöpfung spazieren zu gehen. Die Ruhe aber, von der Jesus spricht, ist viel tiefer und umfassender. Es geht ihm darum, dass wir die freiwerdende Zeit nutzen, um Gemeinschaft mit Gott zu pflegen. Dass wir ihn besser kennenlernen, indem wir in seinem heiligen Wort, der Bibel, lesen und mit ihm kommunizieren. Dass wir zur Ruhe kommen, um anzudocken bei dem, der von sich sagt, er sei die Quelle des lebendigen Wassers, Jesus Christus. Diese kleinen Inseln der Ruhe und des Abstands sind keine verlorene Zeit. Sie sind vielmehr überaus wertvolle Investitionen. Sie laden unsere inneren Akkus wieder auf. Sie helfen uns, die Dinge klarer zu sehen und das Wichtige von dem weniger Wichtigen zu unterscheiden; Prioritäten neu zu setzen und vor allem, zu erkennen, was Gottes Wille und Weg für unser Leben ist. 

Gebet

Himmlischer Vater, du schenkst uns Momente des Innehaltens, um uns von der Hektik des Alltags zurückzuziehen und in deiner Nähe Ruhe zu finden. Hilf uns, bewusste Pausen einzulegen und unsere Gedanken auf dich und dein Wort auszurichten. Schenke uns deine Weisheit, um das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Führe uns in deine Ruhe, damit wir neue Stärke gewinnen, klarer sehen, deinen Willen für unser Leben erkennen und ihn auch tun.